Kaspar war Jägerbursche bei seinem Ohm, dem Förster Grahner, und als bester Schütze weit und breit bekannt. Auch sein Ohm galt im Jagen wie im Hegen als bester Förster im Land. Durch seinen krankhaften Stolz und Ehrgeiz neigte er dazu, andere Menschen zu demütigen. Als er eines Tages seine Tätigkeit wegen fortgeschrittenen Alters seinem Vetter Kaspar übertragen sollte, nahmen Neid und Bosheit seinen Lauf, zumal sein Vetter beim Wettschießen bester Schütze wurde. Unbeherrscht verließ Förster Grahner das Fest und wandte sich an ein altes verrufenes Weib, um geheime Zauberkräfte zu erwerben. Eines Tages befahl er seinem Vetter, für den Fürsten den Vierundzwanzigender zu erlegen, der im Höllengrund hauste. Doch immer wieder misslang es, den mächtigen Hirsch zur Strecke zu bringen.
Sein Oheim überschüttete ihn mit Hohn und demütigte ihn mit stachligen Reden. Schon begann Kaspar zu trinken und an sich zu zweifeln, als ein Forstknecht riet, sich eine Kugel aus reinem Glas gießen zu lassen, die allem Zauber widerstehen würde. Im Höllengrund wurde schließlich mit dreifach bekräftigtem Zauberspruch unter Beschwörung satanischen Beistands der geheimnisvolle Guss der gläsernen Kugel vollbracht.
Am folgenden Abend erstieg Kaspar den Anstand und erwartete das Hervortreten des Hirsches. Majestätisch durchbrach das mächtige Tier das Gehölz, um auf der Lichtung zu äsen. Ruhig legte Kaspar die Büchse an, zielte, schoss und sah das Tier zusammenbrechen. Freudig eilte er auf die Lichtung, um dem Hirsch den Fangschuss zu geben. Plötzlich stockte sein Blut in den Adern. Voller Entsetzen sah er seinen Oheim im Blute liegen, erschossen, weil er sich der Schwarzen Kunst verschrieben hatte.
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L. Bechstein